
“Tatort: Die Kälte der Erde”
Westlicher “Tatort” aus dem Saarland: Deshalb sind “Feldspiele” in Deutschland verboten
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Das sogenannte „Feldspiel“ stand im Mittelpunkt von Zarlands Krimi Tatort: Die Kälte der Erde. Alina Bartel (Binta Hansen) war an allem beteiligt.
© Quelle: SR/Manuela Meyer
Der Mord an einem Studenten (Niels Bennert) führt die Ermittler Adam Schork (Daniel Strasser) und Leo Baumer (Vladimir Borlakov) tief in die Hooligan-Szene im „Tatort: Die Kälte der Erde“. Dass seine Co-Star Esther Baumann (Brigitte Auerhausen) wichtige Kontakte zu Fußballfans knüpfen konnte, kann als wegweisende Entwicklung in der bisher rein männlichen Tatort-Reihe des Saarbrücker Senders gewertet werden. Immerhin spielten er und seine Co-Star Pia Heinrich (Innes Marie Westernstroer) in den ersten drei Filmen eher Nebenrollen. Im Mittelpunkt des Mordfalls stand das sogenannte “Feldspiel”, zu dem sich Fußball-Hooligans aus Saarbrücken und dem benachbarten Kaiserslautern verabredet hatten. Wir erklären, was es mit solchen Treffen auf sich hat und warum sie in Deutschland verboten sind.
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worum ging es
Kurz nach dem Fußballderby zwischen Saarbrücken und Kaiserslautern brach Andreas Schneider blutüberströmt vor der Notaufnahme zusammen. Die Rettungsbemühungen des diensthabenden Arztes Dr. Friedman Lech (Til Butterbach) wurde geschlagen. Da der Tote einen Schädelbruch und eine Stichwunde am Bein aufwies, übernahm die Kriminalpolizei Saarbrücken den Fall. Die Ermittlungen führten die Polizei in das private Umfeld des Toten, der nicht nur als Hooligan aktiv war, sondern auch eine Reihe von Privatkonten zu begleichen hatte.
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Während eines Feldkampfes stießen zwei Gruppen verfeindeter Hooligans am Tatort zusammen.
© Quelle: SR/Iris Maria Maurer
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Worum ging es wirklich?
Ein großer Teil der Verletzungen von Andreas Schneider zum Zeitpunkt seines Todes resultierte aus einem sogenannten Field Match zwischen den Hooligans von Saarbrücken und Kaiserslautern. Monate zuvor wurde ein anderer Teilnehmer (Tamer Tahan) schwer verletzt: Andreas, inzwischen tot, soll einen Augenbruch erlitten haben. Der entsprechende Vorgang wurde jedoch gestoppt.
Was ist ein Feldrennen?
Field Matches sind organisierte Kämpfe zwischen rivalisierenden Gruppen von Hooligans. Sie werden oft an abgelegenen Orten wie Farmen durchgeführt. In Deutschland gibt es sie seit den 1990er Jahren. In den Anfangsjahren nahmen oft mehr als 50 ausschließlich männliche Kämpfer teil. Inzwischen bestehen Partys oft aus höchstens zehn bis zwanzig Personen. Frauenkämpfe sind vor allem aus dem Ausland bekannt, insbesondere aus Russland. Ziel des Feldkampfes ist es, die gegnerische Gruppe zu besiegen, ein Kampf dauert in der Regel ein bis zwei Minuten und endet damit, dass die Gruppe meist am Boden liegt oder freiwillig davonläuft. Wenn du nach den Kampfregeln am Boden bist, kannst du nicht weiter getroffen werden. Die Regeln gelten jedoch nur grundsätzlich.
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Im vierten Fall mussten die Ermittler Adam Shurk (Daniel Strasser, links) und Leo Baumer (Vladimir Burlakov) gegen zwei Gruppen verfeindeter Hooligans ermitteln.
© Quelle: SR/Manuela Meyer
Warum sind Feldrennen in Deutschland verboten?
Kampfsportarten wie Taekwondo oder Karate existieren in Deutschland nur als Einzeldisziplinen. Die Bundesrepublik kennt jedoch keine legalen Formen des Bandenkriegs. In einem Präzedenzfall aus dem Jahr 2015 wurde Feldrennen auch vom Bundesgerichtshof (BGH) unter Strafe gestellt: Ausgangspunkt des Verfahrens war die Verurteilung von fünf mutmaßlich rechtsextremen Mitgliedern einer ehemaligen Dresdner Hooligan-Gruppe. 2013 stufte das Amtsgericht Dresden die Gruppe als kriminell ein, nachdem sie türkische Restaurants angegriffen und sich an organisierten Zusammenstößen mit anderen Hooligans beteiligt hatte. Die Angeklagten, von denen vier zu Freiheitsstrafen und einer zu einer Geldstrafe verurteilt wurden, legten Berufung ein.
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Im abschließenden Urteil des BGH heißt es: „Da die Gruppe der Angeklagten auch in einen Kampf und Streit verwickelt war, um eine Körperverletzung zu begehen, war ihr Zweck und ihre Tätigkeit daher die Begehung einer strafbaren (gefährlichen) Körperverletzung.“ Dabei spielte es keine Rolle, ob die Beteiligten den erwarteten Verstößen zugestimmt haben oder nicht.
Warum ist das Urteil ein Problem?
Robert Klaus, Experte für Rechtsextremismus, findet die grundsätzliche Kriminalisierung von Bandenkämpfen problematisch, wie er 2018 in einem Interview mit dem Tagesspiegel erklärte: „Wenn die Leute Kampfsport machen wollen, sollen sie es tun Am besten, fachlich korrekt und ohne Publikumsbeteiligung, argumentiert er: „Wegen der Entkriminalisierung sind die Menschen kaum äußeren Einflüssen ausgesetzt. Wenige Schiedsrichter, fast keine Ärzte, keine Vereine.“ Keine Sozialarbeiter. Wenn man mit denen zusammenarbeiten könnte, die dort kämpfen , können Sie dafür sorgen, dass die Gewalt nicht über die Grenzen von Spielen mit Fans hinausgeht. Es gibt nichts in den Kampfsportställen, wo die Hooligans viel Zeit verbringen.
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Wie sieht die Zukunft des saarländischen „Tatorts“ aus?
9,15 Millionen Menschen sahen im Januar 2022 „Tatort: Das Herz der Schlange“, den Vorgänger der Saarbrücker Kommissare. Mit einem Marktanteil von 27,1 % sicherte sich dieser Thriller den Tagessieg. Zuvor waren „Tatort: Herr des Waldes“ mit 9,25 Millionen Zuschauern (Marktanteil: 26,3 %) im April 2021 und „Tatort: Das fleißige Lieschen“ mit 10,44 Millionen Zuschauern (Marktanteil: 27,5 %) im April 2020 gut Glück Der fünfte Fall der Kommissare Adam Schurke, Leo Böhme, Esther Baumann und Pia Heinrich wird erst Anfang 2024 erwartet. Auch wenn bisher noch nichts über den Plan bestätigt wurde, werden die beiden Kommissare definitiv eine größere Rolle spielen als der erste der bisher vier.
RND/Fernsehsendung