
Johannes Schwörer hat als Fertighausbauer schon drei Konflikte hinter sich. Die erste ist die Tausendwende mit Insolvenzen großer Bauunternehmen. Die zweite Mitte der 2000er Jahre mit der Abschaffung des Wohngeldes. Die dritte ist die Finanzkrise von 2008. Die vierte zeichnet sich ab. Seit Anfang des Jahres sei es ungemütlicher geworden, berichtet der Geschäftsführer von SchwörerHaus mit Sitz im schwäbischen Hohenstein. Verantwortlich für: “Eine Wohlfahrtskrise, steigende Zinsen und Inflation.”
Das Unternehmen spricht von einer „Multi-Krise“. Angefangen damit, dass es keine Neubauförderung mehr gebe, sagte Schwörer. Die aktuelle Finanzierung mit dem mehrdeutigen Namen „Quality Sealing House“ – auch bekannt als QNG – ist komplex und die Details noch nicht abschließend geklärt.
Steigende Zinsen, die seit Jahresbeginn auf rund vier Prozent klettern, machen es potenziellen Häuslebauern nicht leicht. Steigende Baukosten tun ihr Übriges. Die Kreditanfragen gehen zurück. Jan Winck, der beim Finanzdienstleister Dr. Kleinverbraucher im Allgäu sorgen. „In meinem Büro platzen die Träume vom eigenen Haus wie Seifenblasen“, berichtet er im Rückblick auf die vergangenen Wochen. Die rosigen Zeiten sind nun sicher vorbei.
Schwörer, der seit 1998 an der Spitze des Familienunternehmens steht, sagte: „Vier Prozent scheinen zu viel zu sein, weil man von Zinsen im Bereich von einem Prozent ausgeht. Relativ gesehen ist das aber immer noch ein sehr günstiger Zinssatz.
Die durch die Inflation verursachte Unsicherheit wiegt mehr für Ihr Unternehmen. „Ganz wichtig ist, dass man den Endverbraucher nicht so verunsichert, dass er in ein Schneckenhaus geht und nichts mehr macht“, sagte er. Dies wird viele weitere Wirtschaftszweige betreffen.
Ihr Unternehmen fühlt sich sichtlich träge am Markt. „Die Verkaufszahlen sind deutlich rückläufig“, sagt Schwörer. „Das macht nichts, weil wir ein großes Auftragsbuch haben“, sagte der 55-Jährige. Aber auch das hat irgendwann geklappt.
Im Durchschnitt verkauft Schwörer 1.000 Wohnungen pro Jahr. 2021 verkaufte das Unternehmen sogar 1.200. Nun rechnet allein der Häuslebauer mit 700 Vertragsabschlüssen für 2022. Auch die Anbieter von Fertighäusern melden einige Aufträge mehr.
Rund 300.000 Euro müssen Bauherren für ein bereits in Holzbauweise errichtetes Haus bezahlen. Viele Unternehmen bieten eine Festpreisgarantie an. Da die Wände im Werk gefertigt werden, dauert die Montage vor Ort nur wenige Tage. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg mit Bauanträgen, Gutachten und Planungen. In Schwörer zum Beispiel dauert es 18 Monate, bis das Haus geliefert wird.
Wie der Bauträger bereits erwähnte, bedeutet eine geringe Nachfrage nicht, dass die Preise sinken werden. Dafür sind die Gerätekosten zu hoch. Das sieht auch der Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF) so. Einzelne Produkte wie Holz seien billiger geworden, weil die weltweite Nachfrage zurückgegangen sei, sagte BDF-Geschäftsführer Mathias Schäfer. „Ob das ein Langzeiteffekt ist, können wir jetzt noch nicht sagen.“
Fast jedes Viertel (23,1 Prozent) der neu gebauten Ein- oder Zweifamilienhäuser in Deutschland sind laut Bundesverband in Fertigbauweise. Seit der Jahrtausendwende nimmt der Marktanteil stetig zu. Damals waren es noch 13,5 Prozent.
Der Ruf der Häuser, die früher als Kataloghäuser unbeachtet blieben, verbessert sich stetig. Die meisten werden einzeln betrachtet. Was sie laut Verband klimafreundlich macht, ist der nachwachsende Rohstoff Holz. Es bietet auch einen guten Schutz.
Vor allem Bauherren in Baden-Württemberg, Hessen und Bayern setzen auf Fertighäuser. Die meisten Unternehmen seien nach wie vor in diesen Bundesländern angesiedelt, sagte Fraktionschef Schäfer. Aber auch der Anteil im Westen und Norden nimmt zu.