
Marktbericht
Stand: 18.01.2023 10:13
Wenn sich die Wirtschaft verlangsamt, hat dies für Aktien oft zwei Bedeutungen. Mitte der Woche waren neue Rezessionssorgen stärker als die zuvor gesetzten Zinserwartungen.
Der Dow Jones hat seinen zweiten großen Tagesverlust in Folge erlitten. Der US-Leitindex ging zur Wochenmitte um 1,81 Prozent nach unten. Am Dienstag gab der Dow Jones wegen enttäuschender Quartalszahlen der US-Investmentbank Goldman Sachs um rund ein Prozent nach.
Die Wirtschaftsdaten des Tages deuteten auf eine leichte konjunkturelle Abschwächung hin, was einerseits Zinserwartungen und andererseits neue Rezessionsängste auslöste. Technologieaktien verloren wenig an Boden. Der Nasdaq 100 verlor 1,27 Prozent.
Die US-Wirtschaft verlangsamt sich
Die US-Industrie drosselte die Produktion im Dezember deutlich stärker als erwartet. Das verarbeitende Gewerbe ist im Vergleich zum Vormonat um 1,3 Prozent gesunken, teilte die US-Notenbank (Fed) mit. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit einem Minus von 0,3 Prozent gerechnet. Außerdem revidierten wir das Defizit von 1,1 Prozent für November.
Auch die Einzelhandelsumsätze waren im Dezember niedriger als erwartet. Die Einnahmen gingen im Dezember im Vergleich zum Vormonat um 1,1 Prozent zurück. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit einem Minus von 0,8 Prozent gerechnet.
Gleichzeitig schwächte sich der Aufwärtstrend der Erzeugerpreise gegen Ende des Jahres weiter deutlich ab. Sie stiegen im Dezember um 6,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Damit ist die Jahresrate den sechsten Monat in Folge gesunken, nachdem sie im vergangenen Juni noch bei 11,2 Prozent gelegen hatte.
Das „Beige Papier“ stützt die Zinserwartungen
Alles in allem bestärken diese Daten die Erwartungen, dass die Fed ihre Zinspolitik weiter straff halten wird. Die überwiegende Mehrheit der Marktteilnehmer rechnet damit, dass sie den Leitzins Anfang Februar nur um einen Viertelprozentpunkt anheben werden. Im Dezember erhöhte die US-Notenbank den Leitzins um einen halben Prozentpunkt auf 4,25 bis 4,50 Prozent.
Der am Abend veröffentlichte Wirtschaftsbericht der US-Notenbank, der als „Beige Paper“ bezeichnet wird, stützt diese Erwartung. Dem Bericht zufolge ist die Wirtschaft in den USA in letzter Zeit nicht gewachsen. Wir haben die Lage also vorsichtiger eingeschätzt als Ende November. Die befragten Geschäftskontakte rechnen in den kommenden Monaten nur mit einem gewissen Wirtschaftswachstum. Auch der Preisanstieg hat zuletzt abgenommen.
Der DAX tritt auf der Stelle
Die reduzierten Erwartungen der Fed für den Aktienmarkt zeichnen ein besseres Bild für das neue Jahr. Der DAX gewann satte 9,0 Prozent und entwickelte sich damit besser als die US-Märkte. Zur Wochenmitte konnte er seinen Tagesgewinn jedoch nicht halten und schloss 0,03 Prozent tiefer.
Weniger Bau in Deutschland
Der Abbau von Wohnberechtigungsscheinen für Wohnungen in Deutschland hat sich fortgesetzt. Laut Statistischem Bundesamt wurde im November der Bau von 24.304 Wohnungen genehmigt, gut 16 Prozent weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Die Zahl der Wohnbaugenehmigungen ist ein wichtiger Indikator angesichts der Wohnungsnot in vielen Städten und der Bauwirtschaft.
Wirtschaftsupdate vom 18.01.2023
Klaus-Rainer Jackisch, Personal, 18.1.2023 09:47 Uhr
Euro unter 1,08
Am Devisenmarkt konnte der Euro die Marke von 1,08 Euro nicht halten. Am Abend notierte die gemeinsame europäische Währung bei 1,0790 $.
Das neueste Chaos in der Krypto-Community
Der Mehrheitsaktionär und Gründer der Kryptobörse Bitzlato, Anatoly Legkodymow, ist in den USA wegen Geldwäsche festgenommen worden. Hunderte Millionen Dollar soll der in China lebende Russe eingesackt haben. Die Bitzlato-Website wurde am Donnerstag gesperrt. Laut Staatsanwaltschaft soll Bitzlato seit Mai 2018 Kryptowährungen im Wert von 4,58 Milliarden Dollar verarbeitet haben. Nach Angaben des US-Finanzministeriums wird Bitzlato mit Geldwäsche und illegalen russischen Geldtransaktionen in Verbindung gebracht.
In der Zwischenzeit bereitet der in New York ansässige Kryptowährungsmakler und -kreditgeber Genesis eine Einreichung zu Schutzzwecken vor, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Genesis geriet nach dem Zusammenbruch der Kryptobörse FTX im November ins Stolpern und lagerte einen Großteil der Belegschaft aus.
Nachfrageerwartungen unterstützen die Ölpreise
Die Lockerung der strengen Corona-Regelungen in China stützt weiterhin die Preise an den Rohstoffmärkten. Ein Barrel der Nordseesorte Brent notierte am Abend etwas höher als gestern bei 85,50 $. Marktbeobachter verweisen auch auf den Monatsbericht der Internationalen Energieagentur (IEA). Die Interessenvertretung der Industrieländer rechnet zu Jahresbeginn mit einem Rohölüberschuss auf dem Weltmarkt. Dies dürfte sich jedoch im Laufe des Jahres ändern. Ab dem Frühjahr erwarten IEA-Experten vor allem aus China eine starke Nachfrage.
Microsoft plant den Abbau von 10.000 Stellen
Angesichts der schwierigen Marktbedingungen hat der Softwareriese Microsoft beschlossen, bis zum Ende des dritten Quartals 2022/23 10.000 Mitarbeiter zu entlassen. Das sind etwa fünf Prozent der Belegschaft. Für diese und weitere Maßnahmen seien im zweiten Quartal des Geschäftsjahres Ausgaben in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar angefallen, teilte Microsoft vor dem Start der US-Börse mit.
Lufthansa bietet ITA für Alitalia-Nachfolger an
Die Lufthansa-Sparte setzt ihre jüngste Siegesserie fort. Für Auftrieb sorgte ein starker Geschäftsbericht der US-Fluggesellschaft United Airlines. Am Nachmittag wurde zudem bekannt, dass Lufthansa der italienischen Regierung ein Angebot für einen Einstieg bei der nationalen Fluggesellschaft ITA Airways unterbreitet. Zunächst soll eine kleine Beteiligung erworben und Kaufoptionen für die restlichen Anteile erworben werden, teilte Lufthansa mit. Laut Insidern wollte Lufthansa ursprünglich einen Anteil von 40 Prozent für 200 bis 300 Millionen Euro kaufen. Die Verhandlungen mit der italienischen Regierung sollen in wenigen Wochen abgeschlossen sein. Am Abend teilte das italienische Handels- und Finanzministerium mit, dass Lufthansa der einzige Bieter sei.
Delta stockt Airbus-Bestellung auf
Auch der Anteil von Airbus steht in Frage. Die US-Fluggesellschaft Delta Air Lines hat ihre bestehende Bestellung um zwölf A220-Flugzeuge erweitert. Damit beläuft sich die Gesamtbestellgröße auf 119 Geräte.
Autoindustrie in Absatzkrise
Autoaktien sind die schwächsten. Die Pkw-Neuzulassungen in der Europäischen Union waren im vergangenen Jahr so niedrig wie seit 30 Jahren nicht mehr, trotz der Schließung der großen Märkte Deutschland und Italien zum Jahresende. Im Gesamtjahr wurden 9,26 Millionen Autos zugelassen, 4,6 Prozent mehr als im Vorjahr – und damit so wenig Autos wie seit 1993 überhaupt.
Das Geschäft der BASF in Russland ist effektiv
Die BASF-Aktie kann die in der Vergangenheit erlittenen Verluste kompensieren. Die Chemieindustrie ist im vergangenen Jahr aufgrund von Abschreibungen auf das Russlandgeschäft des Öl- und Gasproduzenten Wintershall Dea überraschend in die roten Zahlen gerutscht. Unter dem Strich steht nach vorläufigen Zahlen ein Verlust von rund 1,4 Milliarden Euro, wie BASF gestern Abend mitteilte.
Bayer übernimmt KI-Expertise
Bayer erweitert sein Radiogeschäft mit der Übernahme eines Spezialisten für automatisierte Bilderkennung. Der Pharma- und Agrochemiekonzern kauft Blackford Analysis mit Sitz in Großbritannien und den USA für künstliche Intelligenz (KI). Die beiden Unternehmen haben sich Ende 2020 zu einer Entwicklungskooperation zusammengeschlossen, in deren Folge Bayer 2022 eine Bildverarbeitungsplattform auf den Markt bringt. Über den Kaufpreis ist nichts bekannt.
Die Zahlen von Conti überzeugen nicht
Stärkster DAX-Wert ist Continental. Nach vorläufigen Zahlen steigerte der Autobauer seinen Umsatz im vergangenen Jahr um rund 17 auf 39,4 Milliarden Euro. Die um Sondereffekte bereinigte Ergebnismarge vor Zinsen und Steuern soll jedoch mit 5,0 Prozent um 0,6 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert liegen. Continental hatte frühzeitig vor Mehrkosten für Energie, Fracht und Ausrüstung in Milliardenhöhe gewarnt.
Moderna vor dem nächsten Blockbuster?
Das Produkt von Moderna ist heute sehr gefragt. Das US-amerikanische Biotechnologieunternehmen plant, im ersten Halbjahr die Zulassung des RSV-Impfstoffs für Erwachsene über 60 Jahre zu beantragen. Der Impfstoff namens „mRNA-1345“ habe „vielversprechende Ergebnisse“ in Phase-3-Forschung gezeigt, die für die Zulassung erforderlich ist, sagte Moderna gestern Abend. Das Respiratory Syncytial Virus (RSV) verursacht Atemwegserkrankungen.
Lieferengpässe belasten Renault
Energieengpässe und Lieferkettenprobleme haben beim Renault 2022 zum vierten Mal in Folge zu Absatzeinbußen geführt. Der Absatz ging um 5,9 Prozent auf 2,05 Millionen Autos zurück, wie die französische Autoindustrie mitteilte. Die Erstsicherung ist auf Rekordniveau.
Investoren pushen JustEat Takeaway nach oben
Der überraschende Sprung zu einem positiven Betriebsergebnis und ein zinsbullischer Ausblick ermutigten die Anleger, Just Eat Takeaway zu kaufen. Die Aktien der “lieferando”-Mutter stiegen in Amsterdam zeitweise zweistellig. Analysten der Investmentbank RBC Capital Markets lobten Europas größten Lebensmittelproduzenten, der Wachstum zugunsten höherer Gewinne verschenkt habe.