
Ein Mann erschießt drei kurdische Aktivisten. Sein Motiv: Ausländerhass. Während in Paris der Opfer gedacht wird, muss der mutmaßliche Täter vor den Untersuchungsrichter.
Drei Tage nach den tödlichen Schießereien in Paris wurde offiziell ein Ermittlungsverfahren gegen den mutmaßlichen Täter eröffnet. Auch er muss festgenommen werden, wie mehrere französische Medien am Montag berichteten. Das Ermittlungsverfahren kann schließlich zu einem Strafverfahren führen, wenn die Ermittler genügend Beweise gegen den Angeklagten sehen. Andernfalls können sie das Verfahren auch stoppen.
Dem 69-Jährigen werden unter anderem rassistisch motivierter Mord und versuchter Mord sowie illegaler Waffenbesitz vorgeworfen. Laut Staatsanwaltschaft hatte der Verdächtige “krankhaften Ausländerhass” gestanden. An Heiligabend wurde er zunächst in die Psychiatrie eingeliefert.
Rassistischer Angriff im Gemeindezentrum
Am Freitag feuerte ein Mann mehrere Schüsse außerhalb eines kurdischen Gemeindezentrums und in einen nahe gelegenen Friseursalon ab, wobei drei Menschen getötet wurden. Drei weitere Menschen wurden bei dem Angriff im zehnten Arrondissement von Paris verletzt. Fünf der Opfer haben die türkische Staatsbürgerschaft, ein Opfer ist Franzose. Nach Angaben des kurdischen Dachverbands Kurdischer Demokratischer Rat in Frankreich (CDK-F) sind alle Opfer kurdische Aktivisten.
Der Mann, so die Staatsanwaltschaft, habe seit einem Überfall vor sechs Jahren „immer Migranten oder Ausländer töten wollen“.. Am Morgen der Tat war der Mann in einen stark von Einwanderern geprägten Pariser Vorort gefahren, „um einen Ausländermord zu begehen“. Daraufhin gab er seinen Plan auf, weil nur wenige Menschen am Tatort waren und er die Waffe wegen seiner Kleidung nicht ohne weiteres nachladen konnte.
Der Verdächtige wurde kürzlich aus der Haft entlassen
Anschließend erschoss der Mann eine Frau und zwei Männer vor dem kurdischen Kulturzentrum in der Nähe seines Elternhauses im Zentrum von Paris. Zwei Opfer starben sofort. Die dritte Person flüchtete in ein nahe gelegenes kurdisches Restaurant, starb dort aber. Der Angreifer verletzte drei Menschen in einem Friseursalon. Einer der Angegriffenen überwältigte und entwaffnete den Mann.
Der Verdächtige habe es laut Staatsanwaltschaft allgemein auf Migranten abgesehen und im kurdischen Gemeindezentrum Unbekannte angegriffen. Er sagte, er habe etwas gegen die Kurden, weil “sie in ihrem Kampf gegen (die Terrormiliz) den Islamischen Staat Gefangene gemacht haben, anstatt sie zu töten”. Der Mann wurde mit einer Schusswaffe und fast 40 Schuss Munition festgenommen. Den Angaben zufolge wollte er die gesamte Munition aufbrauchen und sich mit dem letzten Schuss umbringen.
Der Verdächtige wurde erst vor wenigen Tagen aus der Haft entlassen. Letztes Jahr griff er ein Migrantenlager an und verletzte mehrere Menschen. Medienberichten zufolge griff er 2016 einen Mann mit einem Messer an.
Mehrere hundert Menschen versammelten sich am Montag in der französischen Hauptstadt, um der Opfer zu gedenken. Beim Gedenkmarsch forderten sie “Wahrheit und Gerechtigkeit” und sangen angeblich auf Kurdisch: “Unsere Märtyrer werden nicht sterben”. (dpa)