VfB Stuttgart: Sparen, bis es den Schwaben wehtut – Sport

Fabian Wolgemuth ist seit zwei Monaten Sportdirektor des VfB Stuttgart. Zuvor hatte er die Position bei Paderborn inne, die am Dienstagabend von Stuttgart mit sehr späten Toren in der 86. und 95. Minute gnadenlos aus dem DFB-Pokal geworfen wurden. Hat Wolgemuth also Mitleid mit seinen alten Mitkämpfern? „Jetzt bin ich hier als Stuttgarter“, sagte der 43-Jährige am Gang der Paderborn Arena, „und es ist sowieso schwer, im Fußball Mitgefühl zu zeigen.“

Natürlich hatte er recht. Mitleid will niemand im Fußball, das kennt Stuttgart schon. Wie hieß es in den letzten Monaten oft: „Stuttgart“ hat wieder so gut gespielt! Aber er hat wieder verloren!

Auch im Achtelfinale in Paderborn war dieser Abschluss nur wenige Minuten entfernt, obwohl der Zweitligist gegen den deutlich überlegenen VfB nur ein einziges Mal ins Netz traf. Paderborn brauchte in der vierten Minute nichts zur 1:0-Führung beizutragen, sondern musste nach einem Stuttgarter Einwurf einfach daneben stehen und zusehen, wie VfB-Verteidiger Konstantinos Mavropanos ein historisches Eigentor ohne Klärung erzielte. Aus gemessenen 48,1 Metern spielte er ohne Blick auf Torhüter Florian Müller, der sich regelkonform in Tornähe aufstellte, um sich als Pass anzubieten.

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Das Jahr ist noch jung, aber wie Müller dem Ball von Mavropanos in einer verzweifelten Choreographie hinterherrauscht, fast verwirrend mit Armen und Beinen, ist schon in jedem Jahresrückblick spürbar. Danach stürmten die Schwaben fast anderthalb Stunden lang das Paderborner Tor, vier Minuten vor Ende der regulären Spielzeit trafen sie dank Gil Diaz, der am Vortag ins Spiel eingestiegen war, zum 1:1. Fünf Minuten nach Ende der regulären Spielzeit köpfte Mittelstürmer Serhu Girassi den 17. (!) Eckstoß ins Paderborner Tor zum 2:1.

Rund 1,7 Millionen Euro hatte der DFB für den Einzug ins Pokal-Viertelfinale zugesagt, womit die Stuttgarter ihre Ausgaben am Vortag fast wieder hereingeholt hatten. Wenigstens war das Geld an diesem Abend bei einer Tasse Kaffee gut angelegt. Stuttgart machte in der zweiten Halbzeit nicht zuletzt durch die Einwechslung des ballsicheren Japaners Genki Haraguchi Druck, während Portugals Gil Diaz erst in der 82. Minute eingewechselt wurde, um vier Minuten später mit einer grandiosen Drehung auszugleichen. Schuss. Diaz, 26, kam für knapp über eine Million Euro von Benfica Lissabon; Der für Stuttgarter Verhältnisse bereits 31-jährige Haraguchi kam für knapp eine Million von Union Berlin.

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Tatsächlich verlässt Ahamada den Klub zu früh – er hat gerade erst begonnen, sich zu erholen

„Fabian hat das gut organisiert und alles richtig gemacht“, lobte Labbadia Sportdirektor Wohlgemuth, wohl wissend, dass es sich bei diesen Transfers um eine Minimallösung handelte. Relativ machtlos und alles andere als unterhaltsam sah Labbadia zuvor zu, wie der Abstiegsrivale Spieler um Spieler verpflichtete, während sein Sportdirektor fast keine Gelder erhielt. Der VfB muss so viel sparen, dass er nur noch eingeschränkt am Markt agieren kann – und verlockende Angebote für das eigene Personal nur schwer abwehren kann. Die Stuttgarter blieben mit Linksverteidiger Borna Sosa fest, die rund zehn Millionen von Leverkusen reichten mangels eines geeigneten Ersatzes eindeutig nicht aus. Den 12 Millionen Euro, die der englische „Crystal Palace“ für den 20-jährigen Mittelfeldspieler Nauira Ahamada bot, konnten die „Stuttgarter“ nicht mehr widerstehen. Kurz vor Ablauf der Frist erfolgte am Dienstagabend die Übergabe.

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„Wir hätten den Spieler am liebsten behalten“, sagte Labbadia nach dem Paderborn-Spiel, „er hat uns in dieser Saison den Durchbruch gebracht.“ Aber wenn der Verein sagt, wir brauchen es, dann müssen wir nachgeben. Es ist nicht einer gegen den anderen, aber Einheit ist unsere einzige Chance.”

VfB Stuttgart: Nauiru Ahamada hat großes Talent, macht aber auch naive Fehler - jetzt bei Crystal Palace.

Nauiru Ahamada hat großes Talent, macht aber auch naive Fehler – jetzt bei Crystal Palace.

(Foto: Uwe Anspach/dpa)

In Stuttgart prallen nun zwei unterschiedliche Weltanschauungen aufeinander. Ahamada stammt aus der Denkschule des ehemaligen Sportdirektors Sven Myslintat, der sich später bewähren sollte: Er lieh den jungen Franzosen einst von der Jugendmannschaft von Juventus Turin aus und verkaufte ihn dann für 1,5 Millionen Euro – etwas, was selbst Myslintat nicht konnte vorausgesehen haben, dass der Marktwert des Spielers so schnell steigen wird.

Im Grunde verlässt Ahamada den Verein zu früh – er hat gerade erst begonnen, seine teilweise naiven Fehler mit beeindruckenden Läufen und Pässen wieder gut zu machen. Aber Stuttgart kann es sich nicht mehr leisten, auf die Entwicklung des Spielers zu warten. Sie brauchen Geld, also versuchen sie es mit einer traditionelleren Denkschule. Im Moment ist geplant, die Stabilität der Elf mit erfahreneren Spielern zu stärken – was auch riskant ist, da sie aus finanziellen Gründen auf Spieler wie Gil Diaz angewiesen sind, der in den letzten Jahren in Europa kein Glück hatte.

Immerhin hat der Portugiese in Paderborn gezeigt, was er kann, zumindest für einen Moment – eine Fortsetzung ist dringend nötig, nun zurück im Abstiegskampf in der Bundesliga.

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