
EINAuf der Firmenkonferenz Ende November gab Robert Habeck erstmals die Ankündigung ab, kurz vor Weihnachten folgte er in einem Dokument mit seinem französischen Kollegen Bruno Le Maire: Laut Bundeswirtschaftsminister soll 2023 durch die Politik dominieren. Nachdem sie das erste Jahr in der Bürolobby damit verbracht haben, Sitze für das fehlende russische Gas zu beschaffen, soll es nun darum gehen, was die Grünen eigentlich forderten: die Umstellung der Wirtschaft auf Klimaneutralität. Ob Elektromobilität, Wasserstoff oder Benzinwärme: In all diesen Bereichen sollte Deutschland zügig vorankommen. Das soll vor allem mit mehr Subventionen erreicht werden – wie sie die US-Regierung derzeit mit dem „Additional Reduction Act“ eifrig verteilt.
“Europäische grüne Industriepolitik” – so der Titel des Positionspapiers aus Berlin und Paris – sehen Ökonomen mit gemischten Gefühlen. „Grundsätzlich bin ich kein Freund der Industriepolitik“, sagte Monika Schnitzer, Präsidentin des Sachverständigenrats der deutschen Wirtschaft, der die Bundesregierung in der Wirtschaftspolitik berät. Aber die Welt habe sich verändert, sagte der Münchener Ökonom und verwies auf Beiträge in China und den USA. „Natürlich kann man sagen, dass wir von ihren Billigprodukten profitieren, aber wir machen uns auch von ihnen abhängig. Die EU muss zwischen diesen beiden Blöcken autoritärer werden. Und da kann die Unternehmenspolitik helfen“, sagte Schnitzer.
Einer, der das anders sieht, ist Stefan Kooths. „Die Idee, dass bestimmte Unternehmen subventioniert werden sollen, ist ein Rückgriff auf das Denken der 1990er-Jahre“, kritisierte der Vizepräsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW). Anders als damals gibt es heute jedoch keine ungenutzten Ressourcen und keine Massenarbeitslosigkeit, sondern einen Mangel an Arbeitskräften. Kooths argumentierte, dass sie über Subventionen nicht dort eingesetzt würden, wo es wirtschaftlich am sinnvollsten sei, sondern dort, wo Unternehmen von staatlicher Unterstützung profitieren könnten. „Es würde nur Sinn machen, wenn der Staat besser wüsste als die Marktteilnehmer, welche Produkte in Zukunft nachgefragt werden. Aber das ist nur ein Witz. Und vorher hat es nicht funktioniert. “
Ein milliardenschweres Subventionsprogramm in den USA
Die Tatsache, dass die kommunistische Führung in Peking überhaupt nicht ausgibt, um einheimischen Herstellern Chancen in der Weltwirtschaft zu verschaffen, ist nicht neu. Der Niedergang der deutschen Solarindustrie im vergangenen Jahrzehnt ist maßgeblich darauf zurückzuführen, dass China den Markt mit Billigmodulen überschwemmt hat. Gleichzeitig will das Land selbst wirtschaftlich unabhängiger von anderen Ländern werden. Neu ist, dass die Regierung der Vereinigten Staaten dieses Ziel jetzt fördert. Mit dem 430-Milliarden-Dollar-Gesetz zur Steuersenkung will Präsident Joe Biden nicht nur neue Unternehmensjobs schaffen. Zudem soll das Land unabhängiger von Importen aus China werden.