
Der Großteil des Welthandels findet über Häfen statt. Ihre Küsten- und Flusslagen machen sie jedoch besonders anfällig für Naturkatastrophen von Land und Meer, einschließlich Überschwemmungen, Wirbelstürme und Erdbeben. Eine globale Analyse hat nun für 1.340 Häfen weltweit analysiert, wie hoch ihr Schadensrisiko durch diese Naturgefahren ist. Demnach sind fast 95 Prozent der Häfen mehr als einer Naturgefahr ausgesetzt. Die geschätzten Kosten des Schadens belaufen sich auf 7,5 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Die Ergebnisse können bei der Planung zukünftiger Investitionen helfen und insbesondere die Widerstandsfähigkeit gefährdeter Häfen erhöhen.
Häfen spielen eine wichtige Rolle in der Weltwirtschaft: Als Drehscheiben für Industrie und Verkehr bilden sie Zentren für die weltweiten Warenströme und gehören in vielen Regionen zu den größten Arbeitgebern. Naturkatastrophen der letzten Jahre haben immer wieder gezeigt, wie anfällig Häfen für schwere Schäden sind. Wirbelstürme, Erdbeben und Überschwemmungen richten mitunter Schäden in Milliardenhöhe an, und Hafenausfälle verursachen auch schwere wirtschaftliche Schäden. Da klimabedingte Naturkatastrophen wie Stürme und Überschwemmungen aufgrund des Klimawandels zunehmen, steigt die zukünftige Anfälligkeit von Häfen.

Kombination von Umweltgefahren
Ein Team um Jasper Verschuur von der University of Oxford hat nun analysiert, welche Welthäfen durch Umweltereignisse gefährdet sind und wie hoch die zu erwartenden Schadenskosten sind. Die Autoren haben für 1.340 Häfen weltweit zusammengestellt, welchen Umweltrisiken die jeweiligen Häfen ausgesetzt sind und mit welchen Kosten durch Schäden an den Häfen und Störungen des Hafenbetriebs zu rechnen ist. Sie berücksichtigten direkte Schäden an Häfen und der umliegenden Infrastruktur im Umkreis von einem Kilometer, einschließlich Straßen, Eisenbahnen und Stromleitungen.
Das Ergebnis: „Die meisten Häfen sind laut den Autoren Schäden und Störungen durch verschiedene Extreme und Naturgefahren ausgesetzt. „Die überwiegende Mehrheit der Häfen, 94,8 Prozent, ist mehr als einer Naturgefahr ausgesetzt.“ Die häufigsten Risiken seien laut Analyse Überschwemmungen durch Starkregen (84,3 Prozent der Häfen) oder überlaufende Flüsse (80,4 Prozent). Weitere Gefahrenquellen waren Küstenüberschwemmungen, Wirbelstürme und Erdbeben. Die Autoren berücksichtigten auch Wetterphänomene, die keine direkten Schäden verursachen, aber den Hafenbetrieb für einen bestimmten Zeitraum lahmlegen können, darunter extrem hohe oder niedrige Temperaturen und starke Winde.
Hohes Risiko, hohe Kosten
Den größten wirtschaftlichen Schaden verursachen nach Angaben der Autoren Hurrikane in Höhe von geschätzt 2,4 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Diese Naturgefahr betrifft vor allem die Häfen Asiens und Südostasiens, aber auch die Karibik. Es folgen Flussüberschwemmungen (1,9 Milliarden US-Dollar) und Küstenüberschwemmungen (0,8 Milliarden US-Dollar). Auch viele Häfen in Europa sind von diesem Risiko betroffen, sodass Bremen in Bezug auf potenzielle Schäden zu den Top 50 in Deutschland gehört. Die geschätzten jährlichen Gesamtschadenskosten belaufen sich allein auf Schäden an Häfen und der umliegenden Infrastruktur auf 7,5 Milliarden US-Dollar. Darüber hinaus könnten Ausfallzeiten im Zusammenhang mit dem Umbau und nicht betriebsbereiten Zeithäfen zu Geschäftsverlusten in Höhe von 63,1 Milliarden US-Dollar führen. Bei 160 der 1.340 analysierten Häfen können allein die Kosten für hafenbedingte Schäden zehn Millionen US-Dollar übersteigen.
„In absoluten Zahlen konzentriert sich das hafenspezifische Risiko auf große Häfen in Ländern mit hohem Einkommen, weil sie große Hafengebiete und eine hohe Infrastrukturdichte haben“, erklären die Autoren. „Andererseits ist das Risiko im Verhältnis zur Hafenfläche in kleinen Häfen in Niedrigeinkommensländern höher.“ Gerade in kleinen Inselentwicklungsstaaten, aber auch in vielen anderen Ländern, hänge ein großer Teil der Wirtschaft von wenigen Häfen ab . , von denen einige einem hohen Risiko ausgesetzt sind. „Störungen im Seehandel können weltweit zu Lieferkettenverlusten führen, die in dieser Studie nicht quantifiziert werden, aber genauso groß oder sogar größer als finanzielle Verluste sein könnten“, warnen die Autoren.
Maßnahmen zur Widerstandssteigerung
Aus Sicht von Verschuur und seinen Kollegen sind die in der Studie gesammelten Informationen besonders wichtig für politische Entscheidungsträger, private Investoren, Versicherungsunternehmen und andere Interessengruppen im Seeverkehr. Sie können dazu beitragen, Investitionen an Risiken anzupassen und Häfen so zu gestalten, dass sie ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Umweltkatastrophen erhöhen.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die überwiegende Mehrheit der Häfen bei der Planung und dem Betrieb ihrer Infrastruktur mehrere Gefahren berücksichtigen muss“, so die Autoren. „Zum Beispiel sollten die Fundamente von Kaimauern sorgfältig überlegt werden, wenn sie Erdbeben ausgesetzt sind, die Ausrichtung und Gestaltung von Wellenbrechern, wenn sie extremen Wellen und Gezeiten ausgesetzt sind, und das Entwässerungssystem, wenn der Hafen gefährdet ist. vor Hochwasser.“ Auf diese Weise ließe sich das Risiko verringern, dass Häfen nach Umweltkatastrophen für längere Zeit außer Betrieb sind und hohe Folgekosten verursachen.
Quelle: Jasper Verschuur (Universität Oxford) et al., Communications Earth & Environment, doi: 10.1038/s43247-022-00656-7